Pflanzenkrankheiten sind eine sprichwörtliche Pest. Pilze, Bakterien und Viren führen zu Ertragsausfällen und ruinieren im schlimmsten Fall ganze Ernten. Wächst die Pflanze, ist es wichtig, einen potentiellen Krankheitsbefall so früh wie möglich zu erkennen. Kommen Pflanzenschutzmittel zum Einsatz, gilt es hingegen, mögliche Resistenzen früh festzustellen. Auf diesen beiden Sektoren ist das Unternehmen IDENTXX aus Stuttgart seit sechs Jahren aktiv. Das Team um Dr. Frank Brändle unterstützt Unternehmen mit modernsten molekularbiologischen Methoden bei der Gesunderhaltung und Ertragssicherung von Kulturpflanzen.
Früherkennung von Infektionen
"Für unsere Kunden erarbeiten wir maßgeschneiderte Diagnoselösungen, um Phytopathogene und Resistenzen in Saatgut oder Pflanzenbeständen zu identifizieren", erklärt Brändle, der das Unternehmen 2009 gegründet hat. Zuvor leitete er von 2006 bis 2008 das Vorläuferunternehmen PathoScan GbR, welches er im Rahmen des Förderprogramms "Junge Innovatoren" des Landes Baden-Württemberg mitgründete.
Ohne die Möglichkeiten der Biotechnologie lassen nur spätsichtbare Symptome einen Befall offenkundig werden. In vielen Fällen kann eine gesund erscheinende Pflanze bereits infiziert sein. Wenn die Krankheit bereits in diesem Stadium erkannt wird, lassen sich Folgeschäden vermeiden, indem erkrankte Pflanzen beispielsweise zum Schutz des Bestandes gerodet oder Pflanzenschutzmitteln gezielter eingesetzt werden.
Das Erbgut der Pflanze untersuchen
"Mich hat bei meinem Studium und der anschließenden Selbständigkeit immer interessiert, praxis- und ergebnisorientiert zu arbeiten" erzählt Brändle, der an der Universität Hohenheim Biologie studiert hat. So habe sich die Idee für das eigene Unternehmen ergeben. In den beiden Geschäftsbereichen Unkrautbekämpfung und Pflanzenschutz arbeitet IDENTXX mit der Untersuchung des Erbguts. Um beispielsweise eine Krankheit bereits in einem sehr frühen Stadium festzustellen, nutzt IDENTXX die molekularbiologische Methode der Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Hierbei werden DNA-Stücke, welche Informationen über Krankheit oder Resistenzen beinhalten, gezielt vervielfältigt und anschließend sichtbar gemacht. "Jeder Nachweis muss exakt maßgeschneidert sein. Genau darin liegt unser Knowhow" erläutert Brändle. "Unsere eigens dafür entwickelten Methoden passen wir dabei je nach Problemstellung individuell an und entwickeln sie ständig weiter." Mit dieser Strategie hat sich die IDENTXX in kurzer Zeit zu einem der europaweit führenden Anbieter agrodiagnostischer Dienstleistungen entwickelt.
Makellose Weihnachtssterne
Zu wissen, ob Pilze, Bakterien oder Viren im Saatgut oder in der Pflanze vorliegen, liefert wichtige Entscheidungsgrundlagen für Pflanzenschutzmaßnahmen und Kulturführung. "Mit unserer Hilfe lassen sich Schäden vorbeugen, und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kann deutlich verringert oder optimiert werden" sagt Brändle. IDENTXX arbeitet mit Behörden, Anbauverbänden, bäuerlichen Interessengemeinschaften, wie auch agrarwirtschaftlichen Beratern zusammen. Die Selecta-Gruppe aus Stuttgart, einer der weltweit führenden Züchter und Produzenten von Zierpflanzen, wird durch IDENTXX bei einem Teil ihres Qualitätsmanagements unterstützt. Blattproben von Weihnachtssternen, die zu einem Hauptumsatzbringer des Unternehmens zählen, werden regelmäßig daraufhin untersucht, ob sie frei von Bakterien sind, die eine Fleckenkrankheit verursachen - erkrankte Pflanzen wären nicht verkäuflich und würden hohe Umsatzeinbußen verursachen.
Labor und Gewächshäuser
Die Mitarbeiter von IDENTXX arbeiten auch an Forschungsprojekten mit. So entwickelt das Biotech-Unternehmen derzeit ein molekulares Verfahren zur schnellen Diagnose der Rubus stunt - einer Krankheit, die bei Himbeeren zu Verwachsungen führt und massive Ertragsausfälle zur Folge hat. In einem weiteren Projekt wird ein innovatives Untersuchungssystem mit dem Namen QWERT entwickelt, welches erstmals eine gezielte Resistenzanalyse von Pflanzen innerhalb weniger Tage ermöglichen soll.
Das Unternehmen verfügt über ein hochmodernes Labor und hat durch eine langjährige Kooperation Zugriff auf Gewächshausflächen unter der Leitung erfahrener Fachkräfte. "Dadurch ist es uns möglich, modernste molekularbiologische Technologien einzusetzen, und diese mit klassischen Gewächshausstudien zu verbinden" sagt Brändle.