"Jeder freut sich über Geschenke. In der Schulzeit haben meine Freundinnen und ich uns immer gegenseitig Überraschungsboxen zusammengestellt", erinnert sich Sarah Haide. Als sich die 28-jährige dazu entschloss, sich selbstständig zu machen, gefiel ihr diese Idee; sie wusste nur nicht wie man daraus ein kontinuierliches Geschäftsmodell entwickelt. Gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Clemens Walter entwickelte sie eine Box mit Überraschungseffekt für den gemütlichen Sofaabend zu Hause. Dafür erhielt das Gründerduo den Gründerpreis vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg. Auf dem ersten Süddeutschen Naschmarkt auf dem Stuttgarter Messeherbst 2015 war Mycouchbox.de ein Publikumsmagnet. Mittlerweile hat das Start-up, das mit einer Facebookseite und kaum Werbung begann, fast 2.000 monatliche Abonnenten, und die Zahl wächst. In Deutschland und Österreich ist Mycouchbox.de bereits Marktführer.
Einfache Ideen kommen gut an
"Wir haben 2012 angefangen mit einer Facebook-Seite und angekündigt, dass wir einmalig 50 Überraschungsboxen anbieten", erinnert sich Sarah Haide. In wenigen Minuten wurden alle Boxen bestellt. Das Duo konnte die positive Resonanz kaum glauben und beschloss weiter zu machen und das Unternehmen Mycouchbox.de zu gründen. "Das war ein wichtiger Sprung, um uns den Respekt der Außenwelt zu verdienen. Von der Idee zum erfolgreichen Geschäftsmodell war es noch ein weiter Weg. Man braucht Mut, muss die eigenen Erwartungen für die ersten Monate herunter schrauben, braucht viel Geduld und muss ein bisschen verrückt sein", befindet Haide über das selbstständig werden. Da der logistische Aufwand mit den größeren Abozahlen wuchs, musste sich das junge Unternehmen vergrößern. Die Idee zu Mycouchbox.de scheint einfach, aber genial und kommt vor allem bei jungen Erwachsenen in Großstädten gut an, wie Stuttgart, Hamburg, Berlin oder im Ruhrpott. Die wichtigsten Kriterien für Haide und Walter: Die Box sollte als Monatsabo erhältlich sein, es sollten immer neue Produkte drin sein, eine Mischung aus bekannten und unbekannten regionalen Marken, und alles sollte vorher von den beiden Geschäftspartnern getestet und für gut befunden worden sein. Die Waren erhält Mycouchbox.de von den Unternehmen unentgeltlich. Der Unkostenbeitrag von zehn Euro deckt den Zeitaufwand für Akquise, die monatlichen Fixkosten des Unternehmens, Versand und Werbung ab. Kunden erhalten für den monatlichen Preis von zehn Euro einen Warenwert von mindestens 15 Euro und haben den Vorteil, dass sie weniger Fehlkäufe machen und nicht mehr nach neuen Knabbereien suchen müssen.
Win-Win-Situation
Unternehmen können durch Mycouchbox.de moderne Konsumentenforschung betreiben, denn: der Kunde kann ein neues Produkt in seinem gewohnten Umfeld in Ruhe genießen und wenn´s schmeckt, hat er die Möglichkeit, einzelne Artikel aus der Box auf der Mycouchbox.de Webseite nachzubestellen. Um ein monatliches Feedback zum Inhalt der Boxen wird gebeten, damit die Hersteller abschätzen können, wie ihr neues Produkt ankommt. Der Kunde entscheidet was auf den Markt kommt, und das Unternehmen vermeidet Fehlentscheidungen und Lebensmittelverschwendung. "Eine Win-Win-Situation" wie der Kommunikations- und Wirtschaftswissenschaftler Clemens Walter findet. Denn für kleine und unbekannte Unternehmen kann Mycouchbox.de eine Chance sein, sich zu etablieren. Damit ist diese Art des Marketings viel schneller und zielgruppenorientierter, als es früher mit herkömmlicher Werbung der Fall war. Die Boxen werden für den Eigenverzehr bestellt, aber auch gerne als Geschenkboxen versendet, wie zum Beispiel zum Valentinstag, Muttertag oder Weihnachten. Zu diesen Zeiten bekam Sarah Haide oder verschickte selbst früher auch Päckchen. "Ich finde nach wie vor, dass ein Überraschungspäckchen die schönste Art ist einem anderen Menschen eine Freude zu machen".
Vorbilder aus Silicon Valley
Das Kellerbüro des Teams von Mycouchbox.de im Stuttgarter Süden gleicht einer Mischung aus Büro und Spielplatz und orientiert sich an dem Arbeitsplatzkonzept von innovativen Unternehmen wie Google und Apple. "Es gibt einen Raum mit bunten Plastikbällen zum Nachdenken, eine gemütliche Sofaecke für Besprechungen und Ruheräume, zum Beispiel für Telefonkonferenzen oder einen Mittagsschlaf. In dieser Atmosphäre kommen uns die besten Ideen", erzählt Unternehmensgründerin Sarah Haide. Dabei orientieren sich die beiden am "Lean Start-up Modell", denn ihr erstes Start-up, eine App namens "Buy or burn", kostete die beiden ihre gesamten Ersparnisse und ein Notfallplan musste her. Im Januar 2014 rief sie gemeinsam mit Clemens Walter das Start-up Mycouchbox.de in Stuttgart ins Leben. Drei Jahre und fünf Umzüge später hat das Unternehmen 15 Mitarbeiter und hat sich von 13 Quadratmeter auf 350 Quadratmeter Bürofläche vergrößert. Die Belegschaft setzt sich zusammen aus Festangestellten, Freiberuflern, Werksstudenten, Praktikanten und Bacheloranten. Mittlerweile sind auch große Unternehmen auf das Start-up aufmerksam geworden, wie beispielsweise der Bosch Start-up-Campus, um über neue Unternehmensstrategien zu sprechen. "Wir haben noch die Mentalität und Denkweise eines Start-ups und Bosch kann uns andersherum beim Lösen von Problemen helfen", so Haide.
Individuelle Boxen für individuelle Menschen
Bei einem Rundgang durch das Lager möchte man am liebsten in die Regale greifen und drauf los schlemmen. Hier stapeln sich hunderte von Packungen und Dosen mit mehr als 170 verschiedenen nationalen und internationalen Marken. Der Lagerbestand ist eine Mischung aus Klassikern und ausgeflippten Produkten, die noch gar nicht auf dem Markt sind. Neue Sorten von Schokolade, Wasabichips, Wellnessdrinks mit grünem Tee, Knusperwaffeln mit Schokolade oder Jelly Belly Beans mit verrückten Geschmackssorten von Kiwi- bis Babywindelgeschmack als Mutprobe. Auch für Allergiker hat Mycouchbox.de glutenfreie oder laktosefreie Produkte parat. Neben den Büros befindet sich mittlerweile nur das Zwischenlager. Die Päckchen werden bei einem Dienstleister in Stuttgart-Feuerbach gepackt und verschickt.